Neuburger Rundschau, 15.10.2023, von Brigitte Clemens
Die Combo HerzensBLECHer zünden ein musikalisches Feuerwerk an absurd wirkenden Ideen.
Es war eine wortwitzige, mitreißende und durchaus tiefgründige Reise in die Zukunft, auf die die Profimusiker aus Franken namens „HerzensBLECHer“ ihr fasziniertes Publikum mitnahmen. Das Unterhausener Innovationszentrum – genau die richtige Location dafür.
Alexander Großnick vom „Salon- & Jazzorchester Cassablanka“ hatte den „Input“ in die Wege geleitet. Die Musiker, ihr jeweiliges Blasinstrument perfekt beherrschend, schlüpften bei ihrer Gedankenakrobatik überzeugend in die Rollen des Yoga-Fuzzis, des Weltuntergang-Predigers, der Bio-Bloggerin, des überaus authentischen Franken, des braven Bundesbürgers, des überzeugten Business-Mans, des Wissenschaftlers oder einfach des Oberpfälzers. Vehement vertraten sie ihre Überzeugungen, analysierten das Weltgeschehen aus irrwitzigen Blickwinkeln.
HerzensBLECHer in Unterhausen: Die Klimakrise mit Lachyoga retten
Mit bemerkenswerter Leichtigkeit präsentierten sie ein anspruchsvolles Musikkabarettprogramm, fetzten Klassiker wie „Bella ciao“ instrumental ausgefeilt und mit dem Text „Klima tschau, tschau, tschau“ aufgepeppt in den Saal, wobei jeder Schritt ihrer wohlüberlegten Choreographie saß. Verbale, musikalische und körperliche Präsenz waren ihr Markenzeichen. Sie warfen mit englischen Begriffen genauso selbstverständlich um sich wie mit fränkischen Idioms. Mit ihren Instrumenten verstanden sie es zu akzentuieren, zu schleifen, laut zu malen. Harmonien wurden auch schon mal bewusst verzerrt. Von einer Melodie spielten sie sich in die nächste, ihre Schlussakkorde waren brillant.
Die selbsternannten „Digital Natives“ zündeten ein Feuerwerk an absurd wirkenden Ideen: Die Klimakrise ist mit Lachyoga zu retten. „DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) bewacht unsere Daten“. Space-Pflegekräfte und Service-Roboter sind Schlüsselqualifikationen der Zukunft. Instrumentalstücke, mit Songs verwoben wie „Unser Bua, der hat ADHS“ und „Sechs kleine Zipperlein“, finden Erlösung durch Nahrungsmittelergänzung, Superfood, „Big Pharma“ – oder werden einfach wegmeditiert. Der Sehnsuchtssong „Miri, mach’s Licht aus“ wurde zum wahren Alexa-Schmachtfetzen für „Smart Home und KI“ und löst selbst fehlende soziale Kontakte. Sogar ein Handyklingelton wurde instrumental verbraten, kaum ein Musik-Genre kam nicht zum Zug.
Ein perfekter Abend voller Höhepunkte!